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Kurzweil mit politischen Spitzen und charmanten Tänzerinnen

SCHNEIDHAIN – Beim Heimat- und Brauchtumsverein kochte der närrische Kessel – VON ESTHER FUCHS

Montag, 12. Februar 2024, Taunus Zeitung / Lokales

Michael Pfeil (r.) und Marco Montana sind die beiden Präsidenten des HBV. Dreimal standen sie als Protokoller in der Bütt’ und nahmen das Ortsgeschehen auf die Schippe. FOTOs: efx

Wer sagt, nur Mainzer könnten Fastnacht? Wer glaubt, nur Kölner hätten tolle Tanzgruppen? Wer meint, großartige Sitzungen finden nur in großen Städten statt? Ein Narr, der das denkt. 2025 sollten sich alle Karnevals-Fans ein Eintrittsticket für die Schneidhainer Fassenachts-Sitzung kaufen. Ein guter Rat: Der frühe Vogel fängt den Wurm! Es gibt nur begrenzt Plätze und die Karten sind in der Regel im Handumdrehen weg. Der Heimat- und Brauchtumsverein (HBV), unter dessen Fittiche in Schaadem (Schneidhain) Fassenacht gefeiert wird, brauchte nämlich wieder nur ein paar Stunden, um alle Plätze in der Heinrich-Dorn-Halle loszuwerden. Im Ortsteil wissen sie, wie närrischer Frohsinn geht und feiern kräftig.

So auch am Wochenende zum nunmehr 46. Mal. Auf der Bühne der Kostümsitzung standen Dr. Michael Pfeil und Marco Montana als närrisches Zweigestirn. Beide hatten den Kuckuck losgeschickt. Der gefiederte Spion flüsterte ihnen, was in Schneidhain vergangenes Jahr passiert ist. Und so waren Pfeil und Montana gleich dreimal als Protokoller-Duo in der Bütt beziehungsweise am Notenständer. Mit genauer Beobachtungsgabe wurden private Erlebnisse und politische Themen aufgeworfen. Der Kuckuck grüßte Noch-Bürgermeister Leonhard Helm (CDU). Rückblickend auf die Renovierung der Heinrich-Dorn-Halle sagte Michael Pfeil: „Ich hatte damals in der Bütt „’nen Helm auf und war für Sicherheit. Auf die Helm-Pflicht habe ich hingewiesen. Das war gescheit. Die Hall ist fertig. Helm-Pflicht ist nicht mehr angesagt.“

Marco Montana dazu: „Lieber Leo, zu Ende geht nun Deine Zeit. Hörtest uns oft zu und warst für jeden Dialog bereit.“ Und dann: „Nadja oder Beatrice, wer bekommt den Gewinn? Wer wird bei der Stichwahl erste Bürgermeisterin?“ Diese Frage soll sich am kommenden Sonntag entscheiden. Und ganz gleich, wer ins Amt gewählt würde. „Ein paar Spitzen an die Politik“, die gehörten auch in Zukunft zur Schneidhainer Fastnacht, warnten die Protokoller augenzwinkernd und widmeten sich dem „Neubaugebiet auf dem Donath-Gelände“ und dem „neuen Feuerwehrhaus an der Wiesbadener Straße“.

Die Kurstadtnarren bewunderten Pfeil und Montana für ihren WBWBBO, den Woogbachwasser-Baabambeler-Orden. Die „Plasterschisser“ (Plaschis) verliehen ihn zum dritten Mal einem Schnaademer. Die Plaschis besuchten als große Abordnung die Schneidhainer Narrhalla, so wie zuvor die Schneidhainer bei den Plaschis in Falkenstein zu Gast gewesen waren. HBV-Vize Oliver Ernst erhielt nach Karl-Ludwig Pfeil und Evelina Eberling den Orden. „Er musste sei Baacher in den Eimer mit Wasser halle (halten)“, erinnerten sich die Protokoller.

Die Schneidhainer verliehen auch selbst wieder glänzende Orden, dank der Generosität der Urortsteilfastnachter Renate und Karl-Ludwig Pfeil. Die Eltern des Sitzungspräsidenten hatten die Orden gesponsert. Sohn Michael wurde die Narretei sozusagen mit der Muttermilch mitgegeben. Vater „Karlu“ tanzte 1976 im Männerballett, trat „79 dem Elferrat bei. Von 1994 bis 2015 war er Sitzungspräsident, bis 2016 Sohn Michael das närrische Zepter übernahm, erinnerten sie sich. Ehepaar Pfeil Senior wurde mit dreifach donnerndem Helau und einer Stimmungskanone gedankt.

Aufblasbare Kuhkostüme

Kurzweilig ging es mit Tanz, Reden, Show, Musik und Kokolores weiter. Die Mushoba sorgte für Stimmung. Burgfräulein Jessica I. verlieh dem Abend royalen Glanz. Die Schlossborner Garde marschierte in großer Zahl auf. Die jüngsten HBV-Tänzerinnen, die „Lollipops“ erhielten für ihren Auftritt Standing Ovations. „Eine Zugabe? Bühne frei für die Lollipops“, kam Michael Pfeil dem Wunsch gerne nach. „Candyman“ von Christina Aguilera interpretierten die jungen Tänzerinnen in Tüll und mit selbst gebastelten Riesenlutschern. Danach: Das Plaschi-Duo Gnadenlos Ela van der Heijden und Nicole Hülsmann, die schnell noch eine Showtreppe einforderten. Königsteins Erster Stadtrat und Sportdezernent Jörg Pöschl (CDU) improvisierte mit einem Stuhl und seiner Muskelkraft. Die Rednerinnen dankten Pöschl und legten los. Mit gendergerechter Gebärdensprache und Hunger auf ein „Zigeunerschnitzel“. „Das darf man doch nicht mehr sagen!“. Aber essen doch schon, oder? Auf alle Fälle würzig war der folgende Tanz der „Bambinis“. Im Auge des Tigers und Survivers „Eye oft the Tiger“ boten sie eine tolle Show. Die „Sweet Angels“ holten Vanessa Mai und „Venedig“, Gerald Dinies Elvis und die Stadt der Spieler „Viva Las Vegas“ nach Schneidhain. Die „3 lustigen 4“ übermittelten musikalische Grüße aus Kronberg. Dazu ein Tusch für Siegbert Sturm und seinen Musikvortrag. Moritz Grafe und Jens Werner parodierten die beiden Sitzungspräsidenten. Die Schnaadem City Girls trugen aufblasbare Kuhkostüme. Derer entledigten sie sich aber schnell und fetzten als „Cotton Eye Joe“ in Hotpants übers Parkett. Die Kuckucksweiber, Frauen im besten Alter, zündeten mit „Relight My Fire“ die Rakete zum Finale. „Schwitzi & die Weightwatchers“ brachten den närrischen Kessel fast zum Überlaufen. Gefeiert wurde dann auf der Bühne und im Saal bis in die späte Nacht. Helau Schnaadem. Der Kuckuck freut sich schon auf nächstes Jahr!

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Nun sind auch in Kuckuckshausen die Narren los

SCHNEIDHAIN – HBV eröffnet mit Fastnachtsfrühschoppen seine Kampagne – Sitzungen ausverkauft

Mittwoch, 07. Februar 2024, Taunus Zeitung / Lokales / Esther Fuchs

Die Bambinis des HBV tragen nicht nur fetzige Kostüme, sondern zeigen auch einen fetzigen Tanz. FOTO: Efx

Es ist Sonntagvormittag, und alle Tische sind belegt. Kinder rennen als Prinzessin, Clown, Indianer oder Pippi Langstrumpf durch die Heinrich-Dorn-Halle. Die Musikanlage bespielt den Saal. „Da steht ein Pferd auf’m Flur. Ein echtes Pferd auf’m Flur“ singen „Klaus & Klaus“ durch die Lautsprecher. Auf den Stühlen schunkeln und wippen die Besucher im Takt. Die diesjährige Fastnachtskampagne steht unter dem Motto: „In Schneidhain sind die Narren los“. Der Heimat- und Brauchtumsverein (HBV) startet in die fünfte Jahreszeit.

Andere haben ihr Sitzungsprogramm bereits hinter sich. In Kuckuckshausen, wie Schneidhain während der närrischen Zeit heißt, zünden sie am Sonntag die Fastnachtskanone Stufe eins. Stufe zwei, die Kostümsitzung, und Stufe drei, die Kindersitzung, folgen am 10. und 11. Februar. Vorweg: Sowohl die Erwachsenen- als auch die Kindersitzung sind ausverkauft.

Am Sonntag feiern sie sich zur Kampagneneröffnung warm. Auf der Bühne moderiert das närrische Zweigestirn, die beiden Präsidenten Michael Pfeil und Marco Montana. Wo sonst gibt es gleich zwei Präsidenten? Gott Jokus applaudiert bei so viel Engagement für die Narretei, und der Kuckuck lacht von seinem Platz über der Bühne ins Publikum.

Tanzgruppen sind Stolz des Vereins

Der HBV hat viele Stars. Die Tanzgruppen sind der Stolz des Vereins. Viele Mädchen und Frauen haben wieder fleißig trainiert. Zur Kampagneneröffnung geben sie eine Kostprobe. Das interessiert auch das neue Burgfräulein, ihre Lieblichkeit Jessica I., die der Veranstaltung royalen Glanz verleiht.

„Wie schön. Ich freue mich auf die Auftritte“, sagt eine Mutter. Während sie noch Karten für die große Kostüm- und Kappensitzung ergattert hat, hatten andere weniger Glück. „Schade, wir waren zu spät. Gut, dass wir heute hier sind“, berichtet beispielsweise Ingrid Wachendorff, die viele Jahre lang in der Schneidhainer Grundschule „Am Kastanienhain“ unzähligen Kindern die Welt der Mathematik erklärt hat. Die Kinder auf der Bühne kennt die Sozialpädagogin.

Im Akkord werden frische Waffeln gebacken und mit ordentlich Puderzucker bestreut. Dazu gibt es am Ausschank für die Kinder Wasser, Schorle oder Limo. Die Erwachsenen stoßen mit Prosecco an. In der Küche braten deftige Schnitzel in mehreren Pfannen. Serviert werden sie mit Kartoffelsalat. Mit 80 verkauften Schnitzeln haben sie kalkuliert. Zu wenig, wie sich schnell herausstellt. Auch von den 20 Kilogramm hausgemachten Kartoffelsalats wird nichts übrig bleiben. In Schneidhain wird noch richtig gut gekocht. Auch das hat Tradition und ist bekannt. „Alles weg!“, ruft Kalli Vidakovich vom HBV durch die Durchreiche.

Seine Frau, Christine Grafe-Vidakovich, Vereinschefin des HBV, steht da mit dem Vorstand und Trainerinnen auf der Bühne. „Wir wünschen Euch allen ganz viel Spaß und danken Euch und allen Helfern!“, rufen sie. Dann: Ein Tusch. Helau! Die Präsidenten kündigen den nächsten Auftritt an. Nach den Kuckucksweibern und Sweet Angels präsentieren die Bambini ihren Showtanz im pinkfarbenen Tutu. Die Lollipops legen später zuckersüß nach.

Am Nachmittag wird auch die Kuchenbar leer sein. Nächstes Wochenende steht Kuckuckshausen dann richtig Kopf. Schnaadem, helau! efx

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Lollipops üben für großen Auftritt

SCHNEIDHAIN – Heimat- und Brauchtumsverein bereitet Karneval vor

Montag, 08. Januar 2024, Taunus Zeitung / Lokales

Die Lollipops mit Ihren Trainerinnen Lena Dorn und Katrin Weck. Foto: Reis

Nele, Thea und Hanna flitzen durch die Turnhalle. Lisa und Sara machen Dehnübungen. Marie mag es süß. Von den Treffen der „Lollipops“ können die Mädchen nicht genug bekommen. Seit September kommen Marie und die anderen Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren wöchentlich donnerstags in der Heinrich-Dorn-Halle Schneidhain zusammen. Dort warten dann die Trainerinnen Katrin Weck, Lena Dorn und Lisa Büttner.

Die „Lollipops“ sind das jüngste Tanzballett der Schneidhainer Fastnachter. Der Heimat- und Brauchtumsverein, kurz HBV, steckt mitten in den Vorbereitungen auf die närrische fünfte Jahreszeit. Katrin Weck, Lena Dorn und Lisa Büttner üben mit den elf Lollipops den zuckersüßen Bühnenauftritt für die Kampagne ein.

Schneidhain verwandelt sich an Fastnacht wieder in Kuckuckshausen. Die Schnaademer Fastnacht ist nicht nur im Ort legendär. „Wir haben in etwa die erste Hälfte des Auftritts geschafft“, sagt Katrin Weck und ist zufrieden mit der Trainings-Leistung der Mädchen. Lena Dorn hilft dieses Jahr mit. Denn ihre ältere Schwester Lisa, die nun verheiratet ist und kürzlich Mutter wurde, muss als Trainerin etwas kürzertreten. Zumal sie nicht nur als Tanzlehrerin, sondern auch Vorstandsmitglied im HBV aktiv eingebunden ist. „Meine Schwester unterstützt uns dieses Jahr. Für die nächste Kampagne geht das leider arbeitstechnisch nicht. Es wäre toll, wenn sich jemand finden würde, der ab nächstem Herbst als Trainerin mitmacht“, sagt Lisa Büttner. Katrin Weck würde sich über eine ehrenamtliche Mitchoreografin sehr freuen.

Tanz-Trainer gesucht

Der HBV bringt ganzjährig die Menschen zusammen. Kerb, Sankt Martin, Hüttenzauber, „Hello again“-Konzerte. Neu dabei ist nun noch das Heimatkino (wir berichteten). Für Weihnachten bewarb der Verein wieder die „Schnaademer Sterne“. Die Wiesbadener Straße wurde von der Linde bis zum Ortsausgang mit Weihnachtsbeleuchtung bestückt.

Tänzerinnen habe der HBV ausreichend, so die Trainerinnen. Wer etwas auf sich hält und gerne tanzt, der steht hier an Fastnacht auf der Bühne. „Wir können uns nicht beschweren. Die Nachfrage ist groß“, erklärt Lisa Büttner und blickt gut gelaunt auf die munteren „Lollipops“.

Zu den Tänzerinnen mit Erfahrung gesellen sich Neue, wie Hanna und Thea. „Ich tanze gerne“, sagt Thea. Und Marie freut sich, „dass hier immer ganz viele Freundinnen zusammen sind.“

Insgesamt sechs Tanzgruppen haben die HBV-Stadtteilfastnachter. Altersmäßig gestaffelt folgen auf die „Lollipops“ „Bambinis“ und „Sweet Angels“. Die „Schnaadem City Girls“ sind bereits volljährig. Die Frauen im besten Alter nennen sich die „Kuckucksweiber“.

Und wer sagt eigentlich, dass Tanz nur etwas für Frauen sei? In Schneidhain haben sie ein Männerballett aus kernigen Burschen ab 18 Jahren. Das hat sogar Zuwachs bekommen und besteht mittlerweile aus zehn Tänzern.

Wer Interesse hat, im HBV als Trainerin oder Trainer mitzumachen, ist willkommen. Auch Büttenredner, Comedians, Sänger und andere Fastnachter werden immer gebraucht. Infos gibt es per Mail unter info@hbv-schneidhain.de und tanzen@hbv-schneidhain.de.

Narren-Fahrplan im Stadtteil

Die fünfte Jahreszeit ist zwar schon einige Wochen alt. Die Höhepunkte der heimischen Fastnacht kommen aber erst noch – und in Schneidhain erst besonders spät. In Kuckuckshausen, wie der Königsteiner Stadtteil in der Kampagne schon mal genannt wird, startet man traditionell erst etwas später durch. Den Auftakt macht auch in dieser Session der Frühschoppen bei Schnitzel, Kuchen und Kaffee am Sonntag, 4. Februar, um 11.11 Uhr. Aus den Einnahmen finanziert der Verein einen Teil der Kostüme.

Die große Kappensitzung beginnt am Samstag, 10. Februar, 19.11 Uhr. Der Kartenvorverkauf ist am 26. Januar, 18 Uhr, im Foyer der Heinrich-Dorn-Halle. Die Kindersitzung ist für Sonntag, 11. Februar, 14.11 Uhr, angesetzt.

Alle Veranstaltungen finden in der Heinrich-Dorn-Halle statt. efx

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Husch, husch, husch, die Eisenbahn!

SCHNEIDHAIN Kinder lassen sich beim Hüttenzauber kutschieren – Johanniskrautöl ist gut nachgefragt

VON ESTHER FUCHS

Holunderblüten stärken die Abwehrkräfte und helfen bei Erkältung. Johanniskraut wirkt als Tee stimmungsaufhellend und beruhigend. Johanniskrautöl lindert Muskelverspannungen. „Sie können es aber auch zur Narbenbehandlung anwenden“, erläutert Christiane Onneken und hat noch viel mehr Tipps auf Lager. Sie ist Phytotherapeutin, kennt sich mit Pflanzen und Kräutern und deren Wirkungen aus. Der Schneidhainer Hüttenzauber, vor der Heinrich-Dorn-Halle vom Heimat- und Brauchtumsverein (HBV) veranstaltet, ist eine gute Gelegenheit, für natürliche Hausmittel zu werben.

HBV schafft ein Wohlfühlklima

Schnaufend dreht die Kindereisenbahn des Dampfbahnclubs Taunus (Oberursel) ihre Runden. Die Eisenbahner befeuern den Kessel der Lok – husch, husch, husch, die Eisenbahn! Die Wölkchen aus der Lok schieben sich zum Himmel, während Christiane Onneken ihre Tees, Öle, Gelees und Liköre erklärt. Die Pflanzen erntet sie hauptsächlich in Schneidhain. Johanniskrautöl läuft gut. „Da habe ich schon einige Fläschchen verkauft“, sagt Onneken und verweist dann auf ihre Beinwellsalbe für schmerzende Gelenke und gegen Muskelkrämpfe sowie die selbst genähten mit frischem Zirbenholz gefüllten Ruhekisschen. „Wenn Sie das ins Bett legen, schlafen Sie besser“, weiß die Kräuterfachfrau.

Lisa Dorn und ihre Mutter Petra hören zu. Ihre Hütte ist wieder mit jeder Menge Kunsthandwerk bestückt. Das Mutter-Tochter-Gespann sorgte mit selbst gemachter Bastelei wieder für Vielseitigkeit. „Selbstverständlich haben wir Tönies gebastelt. Darauf freuen sich die Leute“, sagt Petra Dorn. Ihre Tochter deutet auf die neuesten Modelle der kleinen Tontopfmännchen, die mittlerweile Sammlerwert haben. „Diesmal haben wir Schlüsselanhänger, kleine Laternen und neue Kunstkarten“, ergänzt Lisa Dorn. Kleine Tönies kommen besonders gut an. Engel, Fee, Schneemann, Koch und Schornsteinfeger. „Viele sammeln unsere Tönies und nehmen jedes Jahr eine Figur mit“, erläutern die Frauen.

Die Kerbeborsch bereiten Waffeln zu und Bombardino. Was um Himmels Willen ist Bombardino? Kerbevater Florian Selg erklärt: „Das ist eine Mischung aus Eierlikör und einem Schuss Rum mit Sahnehaube.“ Herzhafte Grundlage am Grill bilden die Steaks und Wildbratwürste. Manche Kinder beißen in die Wurst und rennen dann zur Eisenbahn. Die Preise sind in Schneidhain familienfreundlich, so dass auch eine zweite Runde mit der Lok möglich ist.

„Jeder soll sich hier wohlfühlen können“, sagen HBV-Vorsitzende Christine Grafe-Vidakovich und ihr Vize Oliver Ernst. „Unser Ziel ist es, alle Menschen am Ort einzubinden.“ Ernst ergänzt: „Schneidhain wächst. Es gibt Alteingesessene, die schon immer hier leben. Hinzu kommen die vielen Familien, die hierherziehen, weil sie den Stadtteil schätzen.“ Die Mischung stimmt beim Hüttenzauber, der besucht ist. Wer Süßigkeiten mag, belohnte sich mit einem Schneemann-Marshmallow von Bianca Högn, die mit ihrer Freundin auch Kekse gebacken hat.

Vereinsvorsitzende Grafe-Vidakovich lenkt den Blick auf den Weihnachtsbaumverkauf, der sich etabliert hat. Aus diesen Einnahmen unterstützt der HBV in diesem Jahr den Verein „Bürger helfen Bürgern“.

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Als die Bilder im Stadtteil laufen lernten

SCHNEIDHAIN – HBV zeigt bei Heimatkino-Premiere Filme von Hubert Müller aus dem Jahr 1973
Mittwoch, 22. November 2023, Taunus Zeitung / Lokales / efx

Das Popcorn riecht süßlich nach Karamell. Die Maiskörner platzen stilecht in der roten Maschine, so wie früher in den Kindertagen, als man gespannt vor der Leinwand den gepufften Mais knabberte oder sich nach der Werbepause das Eiskonfekt schmecken ließ. Es waren die goldenen Kinojahre mit vollen Sälen und ohne Couch-Streaming.

Am Sonntagnachmittag schien diese große Zeit der Cineastic noch einmal aufzuleben – allerdings nicht in einem Multiplex-Kino mit Dolby-Surround-Sound, sondern in der voll besetzten Schneidhainer Heinrich-Dorn-Halle. Dorthin hatte der Heimat- und Brauchtumsverein (HBV) bei freiem Einritt eingeladen, um beim Heimatkino die Filmspule in das Jahr 1973 zurückzudrehen. Gezeigt wurden Filme, die der leider viel zu früh verstorbene Schneidhainer Hubert Müller gedreht hatte.

Der Schneidhainer hatte seine Kamera zu Lebzeiten immer dann draufgehalten, wenn etwas los war in Schnaadem – von der Kerb bis zum Fußballturnier.

Mittlerweile sind die Filme digitalisiert und nicht nur für Ur-Schneidhainer sehenswert, was der Blick in die Heinrich-Dorn-Halle unterstreicht. Junge sitzen neben älteren Stadtteil-Bewohnern, „Eingeplackte“ neben Alteingesessenen.

„Wir sind überwältigt“, betont Oliver Ernst angesichts der großen Resonanz. Man habe 200 Stühle gestellt, so der HBV-Vize, und alle werden gebraucht. Auch am Rand suchen sich Gäste noch freie Plätze. Es ist eine Hommage an die alte Zeit und an Hubert Müller.

„Für ihn war die Filmerei kein Hobby, sondern eine Leidenschaft“, sagt seine Frau Christel. Auch sie ist unter den Besuchern.

Jahrelang präsentierte Hubert Müller selbst seine Jahresrückblicke. Im Juni 1990 verstarb er viel zu früh. Mit nur 53 Jahren, berichtet die Witwe.

Durch seine Filme bleibt Hubert Müller jedoch lebendig. Ehefrau Christel übergab sie nach dem Tod an die Stadt. Zu besonderen Anlässen präsentierte sie danach Hermann-Josef Lenerz.

Am Sonntag ist es der HBV, der bei Popcorn, Eiskonfekt und Cola die Mitbürger empfängt, von Trends aus ’73 berichtet und Werbespots aus den Siebzigern zeigt. Danach startet der Film.

Oli Ernst hat recherchiert. Zum Warmwerden fragt er: „Wisst Ihr wer damals Bundeskanzler war?“ „Willy Brandt!“ ruft das Publikum. Auch den damaligen Fußballmeister kennen sie noch: „Bayer München, wer sonst?“ Schlagerstars waren Roy Black und Rex Gildo. Begehrte Mädchennamen: Nicole, Tanja, Daniela, Claudia. Jungs hießen Michael, Markus, Stefan oder Andreas.

„Beim Seniorennachmittag des Ortsbeirats im vergangenen Jahr haben wir bereits einen Jahresfilm vorgeführt und dazu positives Feedback erhalten“, erläutert HBV-Vorsitzende Christine Grafe Vidakovich die Motivation zur Veranstaltung.

Was war los in Schneidhain vor 50 Jahren? Die Aufführung des Märchenballs „Dornröschen“ und ein entgleister Triebwagen am Bahnhof bringen Erinnerungen zurück. Der Wanderzirkus in der Grundschule und der Auftritt des Kinderchors unter der Leitung von Peter Joseph Ernst sind auf der Leinwand zu sehen. Dazu die Vereinsmeisterschaft der Judoka, ein Fußballturnier, die Schnaademer Kerb, Hochzeiten, Stammtische, Trimm-Dich-Spiele, Rollschuhlaufen – wer damals ein kleiner Schneidhainer Steppke war, schmunzelt nun als Erwachsener über die Bilder. Nicht alle, die erkannt werden, sind heute noch da – das bringt das Leben mit sich. Doch die Erinnerung an sie bleibt, dank Hubert Müller und dank des HBV. Der möchte sich auch künftig für den Erhalt der Heimathistorie einsetzen.

Am Abend endet die Vorstellung mit tosendem Applaus. „Die Gäste waren restlos begeistert“, berichtet der Vorstand tagsdrauf. Der HBV-Testballon flog hoch und weit. Nächstes Jahr soll es deshalb wieder ein Heimatkino geben. Dann mit der Rückschau auf das Jahr 1974. efx

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Isländische Kiebitze beim „Schnaademer“ Fest

SCHNEIDHAIN – Beim Kerbe-Umzug stechen die Fahnenschwenker und ein alter Traktor hervor

VON ESTHER FUCHS

Das Klappern und Jubeln ist schon von weitem zu hören. Dazu mischt sich gut gelaunt die Musik der Egerländer Blaskapelle. „Schnaadem“ feiert. Die Kerbe-Mannschaft steht einsatzbereit am Ortseingang Schneidhain. Für den Heimat- und Brauchtumsverein (HBV) lässt die Tradition mit dem Kirchweihe-Fest aufleben, die in der jüngeren Vergangenheit ins Hintertreffen geraten war.

Schon in den Vorwochen baten Florian Selg, den als „Kerbevadder“ alle nur „Blocki“ nennen, und die Helferschar, dass Anwohner auf der Zugstrecke die Häuser traditionell schmücken. Das Ortsbild prägen denn auch Birkenbaumäste, an Laternenmasten mit gelb-weißen Krepp-Bändern dekoriert. Auch gelb-weiße Fahnen flattern von den Dachgiebeln und an Mauervorsprüngen.

Aus den Fenstern schauen Schaulustige. Am Straßenrand sammeln sich die Menschen. Die Verkehrswacht riegelt die neuralgischen Verkehrsknotenpunkte für die Dauer des Umzugs ab. Marc Mohr von der Verkehrswacht Obertaunus ist entspannt. „Wir machen das ja nicht zum ersten Mal“, sagt er, während sein Auto „Im Hainchen“/Ecke Rossertstraße parkt. „Damit wird der Durchfahrverkehr unterbunden.“

Von der Senke am Ortseingang startet der Tross mit vielen fröhlichen Gesichtern. Den Anfang macht der Polizeileitwagen. Danach folgen die Egerländer mit bekannten Stimmungsmelodien. Ein restaurierter Feuerwehr-Oldie zieht den geschmückten Kerbebaum langsam vorbei am Wahrzeichen, der alten Schneidhainer Linde und schnaufend hoch die steile Wiesbadener Straße. Die Fichte, frisch aus dem Wald geholt, ist geschmückt in den Farben des HBV. Schwarz und orange sind die Farbakzente auf dem grünen Nadelkleid.

Den Schlagges zieht Dirk Ernst, Bruder von HBV-Vize Oliver Ernst. Mit dabei sind die beiden Kinder Jacob (5) und Eva (2). Die Familie hat den alten Agria-Trecker, Baujahr 1969, für die Kerb flott gemacht. Im Anhänger sitzt der Strohmann der Kerbeborsch und „blinzelt“ fröhlich auf die Schneidhainer am Wegesrand.

International wird die Zusammenkunft an der Ecke Wallstraße. Dort steht Ehepaar Hahl. Hallveig Hahl kommt ursprünglich aus Island, lebt aber mit ihrem Mann Martin schon ewig in Schneidhain. „Unsere Tochter Julia ist die Hofdame des Burgfräuleins Angelika I.“, erzählt Hallveig Hahl. Hinter ihr versammelt sich eine Traube Menschen. „Alles Familie“, sagt Martin Hahl und erklärt dann, dass die Schwägerin mit Mann und Maus extra für die Kerb angereist ist. Ein weiterer Teil der Familie, der mittlerweile in Belgien lebt, ist auch gekommen. Gesprochen wird in Englisch, Französisch und Deutsch. Besonders die kleinen Enkel machen große Augen, als die Kerbeborsch mit den Fahnen den Berg hinauflaufen. Moritz Grafe, Simon Wendt und Alexander Mühlbauer schwenken die riesigen, bemalten Leinentücher. Der Schweiß steht ihnen im Nacken, als der Umzug bei Familie Hahl kurz anhält. „Prost, Prost Kamerad“, singen die Kerbeborsch und greifen dann die gut gefüllten Bembel, verteilen Apfelwein aus Schneidhainer Streuobst, extra für die Kerb gekeltert, und wünschen „Prost, Prost. An den Kopf. Um den Kopf und in den Kopf!“

Die Isländer schmunzeln. „Kerb feiern wir in Island nicht. Wir haben andere Feste. Die meisten Isländer sind protestantisch, deshalb gibt es diesen Brauch wohl auch nicht“, erklärt ein isländischer Schwager auf Englisch.

Sein Name? „Sveein“. „In Anlehnung an die 13 „Jolasveinn“, die Wichtel, die in Island im Verlauf der 13 Tage, vom 12. bis einschließlich 24. Dezember, einzeln in die Siedlungen der Menschen kommen. Der Brauch geht dort auf eine lange Tradition zurück“, erläutern die Hahls.

Die Kerb geht vier Tage, ehe sie beerdigt wird.

Die Kerbeborsch schwenken die großen Fahnen, die den Aufdruck „2023“ tragen. KLEINES FOTO (oben): Die in Schneidhain lebende Isländerin Hallveig Hahl und ihre Familie schauen dem Treiben auf der Straße zu. FOTOS: fuchs

Die Jüngsten der Kerbegesellschaft laufen auch mit. Dahinter Dirk Ernst mit Tochter Eva auf dem Trecker von 1969, der den Schlagges zum Festplatz zieht.

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