SCHNEIDHAIN – Beim Heimat- und Brauchtumsverein kochte der närrische Kessel – VON ESTHER FUCHS

Montag, 12. Februar 2024, Taunus Zeitung / Lokales

Michael Pfeil (r.) und Marco Montana sind die beiden Präsidenten des HBV. Dreimal standen sie als Protokoller in der Bütt’ und nahmen das Ortsgeschehen auf die Schippe. FOTOs: efx

Wer sagt, nur Mainzer könnten Fastnacht? Wer glaubt, nur Kölner hätten tolle Tanzgruppen? Wer meint, großartige Sitzungen finden nur in großen Städten statt? Ein Narr, der das denkt. 2025 sollten sich alle Karnevals-Fans ein Eintrittsticket für die Schneidhainer Fassenachts-Sitzung kaufen. Ein guter Rat: Der frühe Vogel fängt den Wurm! Es gibt nur begrenzt Plätze und die Karten sind in der Regel im Handumdrehen weg. Der Heimat- und Brauchtumsverein (HBV), unter dessen Fittiche in Schaadem (Schneidhain) Fassenacht gefeiert wird, brauchte nämlich wieder nur ein paar Stunden, um alle Plätze in der Heinrich-Dorn-Halle loszuwerden. Im Ortsteil wissen sie, wie närrischer Frohsinn geht und feiern kräftig.

So auch am Wochenende zum nunmehr 46. Mal. Auf der Bühne der Kostümsitzung standen Dr. Michael Pfeil und Marco Montana als närrisches Zweigestirn. Beide hatten den Kuckuck losgeschickt. Der gefiederte Spion flüsterte ihnen, was in Schneidhain vergangenes Jahr passiert ist. Und so waren Pfeil und Montana gleich dreimal als Protokoller-Duo in der Bütt beziehungsweise am Notenständer. Mit genauer Beobachtungsgabe wurden private Erlebnisse und politische Themen aufgeworfen. Der Kuckuck grüßte Noch-Bürgermeister Leonhard Helm (CDU). Rückblickend auf die Renovierung der Heinrich-Dorn-Halle sagte Michael Pfeil: „Ich hatte damals in der Bütt „’nen Helm auf und war für Sicherheit. Auf die Helm-Pflicht habe ich hingewiesen. Das war gescheit. Die Hall ist fertig. Helm-Pflicht ist nicht mehr angesagt.“

Marco Montana dazu: „Lieber Leo, zu Ende geht nun Deine Zeit. Hörtest uns oft zu und warst für jeden Dialog bereit.“ Und dann: „Nadja oder Beatrice, wer bekommt den Gewinn? Wer wird bei der Stichwahl erste Bürgermeisterin?“ Diese Frage soll sich am kommenden Sonntag entscheiden. Und ganz gleich, wer ins Amt gewählt würde. „Ein paar Spitzen an die Politik“, die gehörten auch in Zukunft zur Schneidhainer Fastnacht, warnten die Protokoller augenzwinkernd und widmeten sich dem „Neubaugebiet auf dem Donath-Gelände“ und dem „neuen Feuerwehrhaus an der Wiesbadener Straße“.

Die Kurstadtnarren bewunderten Pfeil und Montana für ihren WBWBBO, den Woogbachwasser-Baabambeler-Orden. Die „Plasterschisser“ (Plaschis) verliehen ihn zum dritten Mal einem Schnaademer. Die Plaschis besuchten als große Abordnung die Schneidhainer Narrhalla, so wie zuvor die Schneidhainer bei den Plaschis in Falkenstein zu Gast gewesen waren. HBV-Vize Oliver Ernst erhielt nach Karl-Ludwig Pfeil und Evelina Eberling den Orden. „Er musste sei Baacher in den Eimer mit Wasser halle (halten)“, erinnerten sich die Protokoller.

Die Schneidhainer verliehen auch selbst wieder glänzende Orden, dank der Generosität der Urortsteilfastnachter Renate und Karl-Ludwig Pfeil. Die Eltern des Sitzungspräsidenten hatten die Orden gesponsert. Sohn Michael wurde die Narretei sozusagen mit der Muttermilch mitgegeben. Vater „Karlu“ tanzte 1976 im Männerballett, trat „79 dem Elferrat bei. Von 1994 bis 2015 war er Sitzungspräsident, bis 2016 Sohn Michael das närrische Zepter übernahm, erinnerten sie sich. Ehepaar Pfeil Senior wurde mit dreifach donnerndem Helau und einer Stimmungskanone gedankt.

Aufblasbare Kuhkostüme

Kurzweilig ging es mit Tanz, Reden, Show, Musik und Kokolores weiter. Die Mushoba sorgte für Stimmung. Burgfräulein Jessica I. verlieh dem Abend royalen Glanz. Die Schlossborner Garde marschierte in großer Zahl auf. Die jüngsten HBV-Tänzerinnen, die „Lollipops“ erhielten für ihren Auftritt Standing Ovations. „Eine Zugabe? Bühne frei für die Lollipops“, kam Michael Pfeil dem Wunsch gerne nach. „Candyman“ von Christina Aguilera interpretierten die jungen Tänzerinnen in Tüll und mit selbst gebastelten Riesenlutschern. Danach: Das Plaschi-Duo Gnadenlos Ela van der Heijden und Nicole Hülsmann, die schnell noch eine Showtreppe einforderten. Königsteins Erster Stadtrat und Sportdezernent Jörg Pöschl (CDU) improvisierte mit einem Stuhl und seiner Muskelkraft. Die Rednerinnen dankten Pöschl und legten los. Mit gendergerechter Gebärdensprache und Hunger auf ein „Zigeunerschnitzel“. „Das darf man doch nicht mehr sagen!“. Aber essen doch schon, oder? Auf alle Fälle würzig war der folgende Tanz der „Bambinis“. Im Auge des Tigers und Survivers „Eye oft the Tiger“ boten sie eine tolle Show. Die „Sweet Angels“ holten Vanessa Mai und „Venedig“, Gerald Dinies Elvis und die Stadt der Spieler „Viva Las Vegas“ nach Schneidhain. Die „3 lustigen 4“ übermittelten musikalische Grüße aus Kronberg. Dazu ein Tusch für Siegbert Sturm und seinen Musikvortrag. Moritz Grafe und Jens Werner parodierten die beiden Sitzungspräsidenten. Die Schnaadem City Girls trugen aufblasbare Kuhkostüme. Derer entledigten sie sich aber schnell und fetzten als „Cotton Eye Joe“ in Hotpants übers Parkett. Die Kuckucksweiber, Frauen im besten Alter, zündeten mit „Relight My Fire“ die Rakete zum Finale. „Schwitzi & die Weightwatchers“ brachten den närrischen Kessel fast zum Überlaufen. Gefeiert wurde dann auf der Bühne und im Saal bis in die späte Nacht. Helau Schnaadem. Der Kuckuck freut sich schon auf nächstes Jahr!

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