SCHNEIDHAIN – Stadtteil-Narren melden sich mit neuem Sitzungsformat aus der Corona-Pause zurück
Taunus -Zeitung vom 20.02.2023 von Esther Fuchs
Lange hatte der Schneidhainer Heimat- und Brauchtumsverein (HBV) sein Geheimnis gehütet. Wie würde das neue närrische Sitzungsformat nach allzu langer Corona-Zwangspause wohl aussehen? Diese Frage wollte im Voraus keiner beantworten.
Am Samstag jedoch war es so weit, da lüfteten die Stadtteil-Narren. In Kuckuckshausen, wie Schneidhainer ihren Ort zur fünften Jahreszeit nennen, startete der Testballon in eine neue karnevalistische Zeitrechnung.
Vorweg: Der Ballon flog hoch und kam an. Das neue Sitzungsformat wurde mit Beifall und Helau gefeiert und wird nächstes Jahr in die zweite Runde gehen.
Die Musik- und Showband des Fanfarencorps’ Königstein eröffnete den Abend mit blank geputztem Blech und Trommelwirbel. Die Tanzballetts füllten die Bühne. Aus Schloßborn kam die Maxigarde vorbei.
Bis zum Anschlag war die Heinrich-Dorn-Halle mit Närrinnen und Narrhalesen gefüllt. Dr. Michael Pfeil, der noch in der letzten Session vor Corona das närrische Zepter alleine von Gerhard Heere übernommen hatte, führte nun mit Marco Montana durch den Abend.
Das Team Pfeil und Montana moderierte nicht nur im Duett, sondern trug auch aktiv zum Abendprogramm bei. Mal nahmen sie sich gegenseitig auf die Schippe, mal protokollierten sie aus der Bütt. Und das nicht etwa am Stück, sondern häppchenweise über den Abend verteilt. Mit Wortwitz berichteten sie also bis in die späten Abendstunden, was „Schnaadem“ bewegt.
Musiker, Tänzerinnen, Redner, Sänger, Komödianten, Künstler und Kabarettisten zündeten dazu ihr buntes Unterhaltungsfeuerwerk. Lollipops, Bambinis, Sweet Angels, Schnaadem City Girls, Kuckucksweiber und Männerballett begrüßten in großer Formation das Publikum – unter das sich auch Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) und Teile seiner Magistratskollegen gemischt hatten.
Aus der Kernstadt waren aber nicht nur die politischen Honoratioren „angereist“, sondern auch die närrischen Kollegen. Nachdem die Schneidhainer in der Vorwoche noch mit den Plaschis in Falkenstein gefeiert hatten, stand jetzt der Gegenbesuch des Narrenclubs an.
Burgfräulein Angelika I. hatte zwar für einen Abend ihre Krone samt hoheitlicher Robe gegen ein schickes Fastnachtskostüm getauscht. Zum Neustart des Stadtteil-Karnevals war aber natürlich auch sie dabei, um mit den Kuckuckshäusern zu feiern.
Marco Montana und Michael Pfeil freuten sich über die vielen Gäste und lobten erst einmal die Entwicklungen im Ortsteil: „Schnaadem hat gut profitiert und sich an den richtigen Ecken profiliert. Kinderbetreuung, Netto, Sportplatz. Alles neu. Zum Schluss ein Feuerwehrgerätehaus-wie ich mich freu!“
Danach mahnten sie aber auch mit erhobenem Zeigefinger: „Offen ist noch – das ist quasi ganz neu und wird bald wachsen. Das Donath-Gelände wird bebaut. Macht bei der Stadt keine Faxen! Ein Plan muss her, wie viel Wohngebiet und Gewerbe – das sind Fragen lasst uns hier die besten Ideen zusammentragen!“
Außer Frage stehen die großen Verdienste, die sich Gerhard Heere als Macher und langjähriger Sitzungspräsident um die Fastnacht im Stadtteil erworben hat. Mit entsprechendem Nachdruck dankten die Schneidhainer dem Ehrenpräsidenten der „Schnaademer Fassenacht“ im Laufe des Abends für dessen Jahrzehnte langen Einsatz.
Dass der sich gelohnt hat und immer noch lohnt, zeigte ein Blick auf den starken närrischen Nachwuchs im Stadtteil. Die fetzigen Showeinlagen der „Lollipops“ und der „Bambinis“ machen Hoffnung, dass aus kleinen Fastnachtern einmal große und begeisterte Narren werden.
So wie das Ralf von Cleef und Moritz Grafe bereits sind. Während der eine Kabarett und Comedy verband, sprach der andere über Männer und deren Multitaskingtalente, kranke Hunde und Handwerker.
Im Duett besangen Sascha Jäger und sein Kumpel „Maria“ die Liebe – mit Beinhaaren und Kittelschürze. Das brachte Stimmung in den Saal, die mit dem Auftritt von Elvis-Imitator Gerald Dinis noch befördert wurde.
Die „Sweet Angels“ boten einen besonderen Showtanz und übergaben an die Schnaadem City Girls, die reichlich Après-Ski-Stimmung auf die Gäste in der Narrhalla rieseln ließen. Und da die Schlager-Welle schon mal so gut im Rollen war, surften die Kuckucksweiber sie gleich mit und tanzten zu Hits von Udo Jürgens und Beatrice Egli.
Das Männerballett kündigte das große Finale an. Sieben Freddy Mercurys rockten die Halle und sorgten für den gelungen Ausklang der Schneidhainer Kostümsitzung.